Meditation am Vogelhaus? Ja, das Vogelhaus ist einer meiner liebsten Meditationsplätze. Was sich dort abspielt, berührt etwas in mir und stellt mir Fragen. Diese sind nicht immer angenehm, doch sie lassen mich hinschauen.
Noch vor einigen Wochen noch war unser Vogelhaus Treffpunkt der Amseln, Spatzen und Meisen. Es war ein geschäftiges Kommen und Gehen (naja, eher Fliegen), aber jeder der Piepmatze bekam sein Futter. Ab und zu ließ sich ein Rotschwänzchen oder ein Tannenmeise sehen – es war Leben in der Bude. Manchmal etwas laut und geschwätzig, aber es war gut.
Klärung der Positionen
Dann kamen die beiden Spechte. Sofort wurde ihre Führungsposition deutlich. Wenn sie da waren, blieben die anderen am Boden, selbst die vielen Stare, die inzwischen Dauergäste geworden waren. Aber es ging gut – die Ordnung funktionierte. Waren die Spechte weg und die Stare da, nutzen die Kleinen die Abwesenheit der Großen, um sich am Futterplatz zu bedienen.
Die jungen Stars
Dann geschah etwas, das die Situation grundlegend veränderte. Die Jungstare kamen. Die Lautstärke stieg bedrohlich an und am Vogelhaus wird seitdem unter Seinesgleichen gekämpft und vehement gestritten. Das ausgelegte Futter ist in kürzester Zeit gefressen. Die Kleinen nutzen die Pausen der Jungstare, um den Rest der Körner aufzupicken, viele sind ganz weggeblieben, sogar die beiden Spechte. Altersweisheit? Wurde ihnen das Gehacke der jungen Stars und der Stress zu dumm?
Die Natur als Coach
Die Natur als Coach. Sie bringt mich zum Nach-Denken und Hinfühlen. Sie stellt mir Fragen:
- Wo in dieser Gesellschaft ist meine Position?
- Welcher der Vögel würde ich gerne sein?
- Wie geht es mir an meinem Arbeitsplatz, in der Firma?
- Wie ist mein Beziehungsgeflecht zu den anderen?
- Bekomme ich, was ich glaube, dass mir zusteht?
Für mehr Achtsamkeit
Dieser Beitrag will keine Gesellschaftskritik sein (oder doch?). Jeder Vogel hat seinen Platz. Frage ist nur, wie wir miteinander umgehen. Sich durchsetzen um jeden Preis und auf Kosten anderer kann nicht die Lösung sein. Sich alles gefallen lassen und zum Opfer werden auch nicht.
Wir sollten der Achtsamkeit mehr Platz in unserem Leben geben. Hinhören, was der oder die andere sagt, auch mal zwischen den Zeilen lesen und die Botschaften in den Gesprächspausen wahrnehmen. Dass das den „Jungstaren“, die das Leben ins ich pulsieren fühlen, nicht leichtfällt, ist ja auch nachvollziehbar.
Fazit: Meditative Fotografie muss nicht immer leise und introvertiert sein. Es geht darum, sich in die Prozesse des Lebens einzuklinken, hinzuschauen und die Eindrücke in sich und dann mit der Kamera aufzunehmen.
Der Blick von außen kann helfen Abstand zu gewinnen, wenn du dich in der Szene am Vogelhaus selbst entdeckst, sei es als Spatz, Rotschwänzchen oder als Jungstar.
In der Verbindung von Natur und Fotografie liegt der Fokus meiner Tätigkeit als Foto- und Persönlichkeitstrainer. Unsere Seminare findest du auf www.fotografieren-verbindet.de.
PS: Die schlechte Bildqualität bitte ich zu entschuldigen. Bei 800mm Brennweite, 1/4000 sek. und 1600 ISO war meine Bridgekamera doch etwas überfordert.