Die Schwere der Leichtigkeit
Tanja schickte mir das Foto nach einem Seminar über Meditative Fotografie. Schon immer war der Schmetterling für mich ein Symbol für Leichtigkeit, Unbeschwertheit, Lebensfreude. Ich fand das Bild einfach nur schön, harmonisch, mit viel Ausstrahlung – weshalb es als ausgedruckte Karte auf meinem Schreibtisch steht. Inmitten der Stapel an Arbeit sucht die Leichtigkeit ihren bescheidenen Platz zu behaupten.
Doch derzeit geschieht etwas Eigenartiges. Je mehr ich mich von diesem Foto ansprechen lasse, umso weniger spüre ich die Leichtigkeit. Mir kommt es vor, als würde die schwere Metallstange den Schmetterling nach unten ziehen. Als wäre er festgeklebt. Er möchte fliegen, in seiner Schönheit und Einzigartigkeit. Doch irgend etwas hält ihn zurück.
Und plötzlich konfrontiert mich das Bild mit meiner eigenen Realität: Wolltest du nicht auch fliegen? Deine Träume leben? Einfach auf und davon, auch wenn die Zukunft im Hintergrund noch verschwommen ist? Was ist es, das dich noch so festhält? Deine alten Glaubenssätze? Bequemlichkeit? Unsicherheit und Angst?
… und die Leichtigkeit des Seins
Und dann höre ich die Stimme in mir: Hey, keine Resignation! Schließlich hast du es geschafft, dich von der Raupe zum Schmetterling zu entwickeln! Schließlich hast du es geschafft, viele deiner Träume zu leben und dich auf dieser Stange niederzulassen. Du wirst es schaffen, bis zur nächsten Stange weiter zu fliegen. Da ist noch lange kein Ende der Fahnenstange in Sicht!
Danke für dieses Bild, Tanja! Es macht mir Mut und ich spüre sie wieder, die Leichtigkeit.
Ich schließe die Augen und lasse mein inneres Bild lebendig werden. Mit einem Flügelschlag erhebt sich der Schmetterling und schwebt davon, in Schönheit und Leichtigkeit.