Fotografieren ohne Warum

VerblühtWie soll das gehen – Fotografieren ohne Warum?

Wer beruflich, aus Leidenschaft oder einfach nur aus Spaß fotografiert, kennt in der Regel auch die frustrierenden Erfahrungen: mal ist das Bild unscharf, dann wieder zu dunkel, mal sieht es einfach bescheiden aus, ohne dass man wirklich weiß warum. In den meisten Fällen ist Fotografieren mit einem Zweck verbunden: das Foto soll für den Kunden perfekt sein, die Fotos sollen in den Sozialen Medien veröffentlicht werden oder als Urlaubserinnerungen in einem Fotobuch landen. Selbst wenn das Unterwegssein mit der Kamera nur zur Entspannung dient, steht ein Zweck dahinter.
Aber Fotografieren ohne Warum – geht das überhaupt? Ist nicht jedes Fotografieren mit einem Zweck verbunden?

Wahrnehmung, Staunen, Liebe

Der Liedermacher Konstantin Wecker besingt das Thema eindrucksvoll in seinem Lied „Sunder Warumbe“. Er bezieht sich auf einen Grundgedanken in der Mystik des spätmittelalterlichen Theologen und Philosophen Meister Eckhart (1260-1328). Etwas tun ohne Zweck und Berechnung, nur aus der Wahrnehmung, dem Staunen und der Liebe heraus. Ganz gegenwärtig und damit offen für neue Erfahrungen sein.

Blühende Rose350 Jahre nach Meister Eckhart hat der Lyriker Angelus Silesius diesen Gedanken in einem bezaubernden Text aufgegriffen:

Die Ros ist ohn Warum, sie blühet, weil sie blühet,
sie acht nicht ihrer selbst, fragt nicht, ob man sie siehet.

Der Benediktinermönch und ZEN-Meister Willigis Jäger drückt es so aus:

„Alles, was ich authentisch tue,
was ich aus der Liebe und Haltung der Präsenz tue,
ist ohne ein Warum“.

Absichtslos fotografieren

Verfaulter ApfelDie Haltung des Sunder Warumbe hat viel zu tun mit dem Präsentsein im Hier und Jetzt. Gerade für jemand, der sehr in der Vergangenheit verhaftet ist oder sich in der Zukunft verliert, kann das absichtslose Fotografieren in der Natur eine große Hilfe sein.
Fotografieren in einer Haltung der Offenheit und des Empfangens. Wahrnehmen mit allen Sinnen: sehen, hören, fühlen, riechen, schmecken. Mit der Kamera nur noch die Wahrnehmung sichtbar machen. Ohne einen Anspruch an Perfektion.

Botschaften aus der Natur

Wer in dieser Haltung in die Natur geht, wird Botschaften empfangen und möglicherweise überraschende Wege aufgezeigt bekommen, die der Verstand nicht kennt.
Probiere es aus und lass dich überraschen!

 

2 Kommentare zu “Fotografieren ohne Warum

  1. Inge Dorlöchter

    Lieber Georg,
    deinen aufgezeigten Weg vom Fotografieren ohne Warum zu den Botschaften aus der Natur hast du wundervoll dargestellt, vielen Dank dafür!
    Ich habe es für mich übersetzt:

    Es ist ein Weg …
    ???? sehen, staunen, innige Freude empfinden und dafür dankbar sein
    ???? dankbar sein, achtsam werden, feine Signale empfangen, lernen und verstehen
    ???? verstehen, erkennen, helfen können, erfüllt sein, glückliche Momente bewusst leben
    … es ist ein guter Lebensweg

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