Taubenschwänzchen und Nachtkerze

TaubenschwänzchenDas Taubenschwänzchen

Derzeit sind sie wieder aktiv, die quirlig-hektischen und zauberhaften Taubenschwänzchen. Der kleine Schmetterling, der im Zuge des Klimawandels auch bei uns immer mehr heimisch wird, ist immer wieder eine fotografische Herausforderung. Erst eine extrem kurze Belichtungszeit von 1/4000 Sekunde fängt den unruhigen Nektarsammler in seiner Einmaligkeit ein. Im Schwirrflug, ohne sich auf einer Blüte niederzulassen, kann das Taubenschwänzchen innerhalb von 5 Minuten über hundert Blüten anfliegen.

Aktionismus oder Bestimmung?

Unabhängig von der fotografischen Faszination finde ich es spannend, dieser Hyperaktivität zuzusehen. Es spiegelt mir die Unruhe wider, die ich nicht nur in unserer Gesellschaft, sondern viel zu oft auch bei mir selbst wahrnehme. Schaffen wir es noch zu verweilen, zur Ruhe zu kommen, einfach da zu sein, ohne etwas zu leisten? Widerspricht es nicht unserer Natur, in Taubenschwänzchen-Manier immer in Aktion(ismus) zu sein?

Die Nachtkerze – täglich neu

NachtkerzeMein Blick fällt auf die Nachtkerze. Auch sie ist aktiv, wenn sie bei einbrechender Dunkelheit ihre leuchtend gelben Blüten öffnet, um einen Tag lang in Schönheit zu strahlen und dann wieder zu verblühen. Jeden Abend wieder das gleiche Spiel: neue Blüten öffnen sich, stellen Nachtfaltern ihre Nahrung zur Verfügung und verabschieden sich wieder. Werden und Vergehen, unaufgeregt, wie die Natur im Zyklus der Jahreszeiten ständig die Geschichte unseres Lebens erzählt.

Ich verweile gerne mit meinen Gedanken und Gefühlen bei der Nachtkerze. Gelassen und ruhig steht sie da und stellt mir die Frage, ob ich so wie sie am Abend noch einmal meine innere Größe ins Bewusstsein rufe, ob ich auch in dunklen Nächten mich noch an mein Potential erinnere. Ob ich bereit bin, für andere zu blühen im Wissen, dass alles vergänglich ist. Sie zeigt mir, dass ich jeden Tag neu anfangen darf.

Einfach nur wahrnehmen

Ich verweile aber auch gerne bei den Taubenschwänzchen. Sie haben ihre Aufgabe, die sie erfüllen. Im Blick von aussen darf ich ihre Geschäftigkeit wahrnehmen ohne mich davon anstecken zu lassen. „Das Taubenschwänzchen hat zugelassen, dass du es fotografierst“, hat mir Dagmar, ein wunderbarer Herzensmensch, geschrieben. Vielleicht wollte es ja auch, dass ich hinschaue und die Botschaft wahrnehme.

Meditative Fotografie – mehr als Technik

So ist der Ansatz der Meditativen Fotografie für mich immer wieder hilfreich, nicht an der Kameratechnik hängen zu bleiben, sondern die Fotografie in einen größeren Rahmen zu stellen und die Kamera als hilfreiches Werkzeug einzuordnen.