Im dem Buch „Die Brücken am Fluss“ unterhält sich die Farmersfrau Francesca Johnson mit dem Fotografen Robert Kincaid über dessen Leidenschaft, die Fotografie:
Das, was Sie tun, lieben Sie wirklich, oder?
Ja! Ich bin sogar besessen davon!
… ihr Ausdruck ist so lebendig, so unbefangen, als würden sie die Kamera überhaupt nicht wahrnehmen.
Nein – weißt du, das sind keine Fotografien, das sind Geschichten.
Du solltest sie veröffentlichen, du solltest ein eigenes Buch herausgeben!
Nein – das würde niemand kaufen!
Warum sagst du das?
Weil sechs Herausgeber mir das gesagt haben!
Ich mach mir nichts draus! Was immer es auch sein mag, wodurch man als Künstler geachtet und anerkannt wird,
es ist eine Eigenschaft, die ich nicht habe. Das ist alles.
Es beginnt vielleicht damit, dass du dich selbst anerkennst!
Vielleicht …
Und vielleicht solltest du dich mal fragen, warum du besessen bist!
Ich finde diese Unterhaltung deshalb so interessant, weil darin Fragen angesprochen werden, die im Zusammenhang mit der Fotografie eher selten gestellt werden. Meist geht es ja darum, wie man am besten unscharfe Bilder vermeidet oder wie man mit der Technik der Kamera einigermaßen zurecht kommt.
Fotografie hat viel mit Persönlichkeit zu tun: die Art, wie ich fotografiere, ist letztlich auch Ausdruck (m)einer inneren Haltung dem Leben und den Mitmenschen gegenüber. Das Thema hat mich Achtsamkeit zu tun.
Wir alle kennen und gebrauchen oft den Begriff „Foto-Shooting“. Shooting hat von der Wortbedeutung her immer auch mit Aggressivität zu tun. Ich eigne mir etwas an, was ich freiwillig nicht bekomme.
Besser gefällt mir da unser deutscher Begriff „ein Foto aufnehmen“. Dieses Wort signalisiert Offenheit, man kann es auch dahingehend deuten, dass man ein Foto in sich aufnimmt, bevor man auf den Auslöser drückt. Vielleicht gibt es ja auch da so etwas wie eine „Besessenheit“. Wobei ich die innere Haltung des in-sich-Aufnehmens in diesem Zusammenhang einfach Liebe nennen würde.